FREIHEIT

Die „Freiheit“ im Wortsinne ist eine konkrete und zentrale Regelmäßigkeit der belebten Natur

Der Begriff „Freiheit“ gründet auf dem altgermanischen „fri halsa“, was bedeutete, dass das Individuum über seinen Hals selbst bestimmt. Auch in anderen Sprachfamilien bildeten sich Freiheitsbegriffe mit der immer gleichen Bedeutung: Die Selbstbestimmtheit. Wird nun in der Natur – egal wo auf dem Planeten – eine systematische Suche nach einem Wirbeltier durchgeführt, welches nicht über sich selbst bestimmt, dann bleibt dies bei allen Spezies stets bis auf einen durchschnittlich sehr weit gegen null gehenden Anteil erfolglos. Jeder Vogel oder Fisch, jedes Reptil oder Säugetier und jede Amphibie bestimmt mit den eigenen Entscheidungen und Handlungen bis weit gegen absolut gehend und stets zum eigenen Nutzen über sich selbst. Anders könnte es auch gar nicht funktionieren, weil ein hinsichtlich dieser Bestimmung über sich selbst eingeschränktes Individuum in einem intakten Ökosystem innerhalb kurzer Zeit abstirbt. Dabei sind die Wirbeltiere nur besonders gut geeignet zur Erkennung der Freiheit als konkrete Regelmäßigkeit der Natur. Denn es handelt sich um eine zentrale Regelmäßigkeit, die sich über alle Lebensformen hinweg nachweisen lässt und die auf mechanischen Naturgesetzen beruht. Das fundamentalste davon wird im Kapitel “Evolution” auch mathematisch bewiesen: Auf Grund unbeherrschbar hoher Komplexitäten können sich im Ökosystem keine nachhaltigen Zuchtverhältnisse zwischen verschiedenen Spezies bilden und folglich kann auch keine dauerhafte Unterwerfung zwischen ihnen entstehen. Der Volksmund hatte also recht, als er die Redewendung „freie Natur“ hervorbrachte.

VORBEMERKUNG

Die Definition der Freiheit als eine auf festen Gesetzmäßigkeiten gründende, beobachtbare und folglich konkrete Regelmäßigkeit der Natur ist aus dem System der Zivilisation heraus schwierig, weil dies die eigene Widernatürlichkeit im Rahmen von künstlicher Zuchtwahl und folglicher lebenslanger Unterwerfung anderer Organismen aufdeckt. Auch wenn die folgend dargelegten, in der realen Natur leicht beweisbaren Phänomene nicht argumentativ bestritten werden können, so entstehen oft Ausweichreflexe. Es wird dann beispielsweise versucht, die konkreten und mechanischen Zusammenhänge rund um die Freiheit in Kategorien wie Philosophie, Moral oder Ethik abzudrängen, um sie möglichst unkonkret aussehen zu lassen. Auch die Behauptung, dass es sich doch um Banalitäten handele, für die eine tiefergehende empirische Betrachtung unnötig sei, ist ein solcher Abwehrreflex. Es wäre dann zum Beispiel auch unnötig gewesen, die „banale” Tatsache empirisch zu reflektieren, dass der Apfel stets auf den Boden fällt. So hätte es niemals die Gravitationstheorie eines Isaac Newton oder die Relativitätstheorien von Albert Einstein gegeben. Die Freiheit ist – so schwer dies aus dem aktuellen Blickwinkel der menschlichen Zivilisation zu begreifen und zu akzeptieren ist – ganz ähnlich eine auf festen Ordnungen gründende und sehr zentrale Regelmäßigkeit der Natur, wie es auch bei den beobachtbaren Phänomenen der Fall ist, die durch Gravitation und Trägheitskräfte bewirkt werden.

Der Einstieg in das Erkennen der Freiheit als zentrale und konkrete Regelmäßigkeit der Natur funktioniert am besten durch eine praktische Untersuchung, deren Durchführung hiermit jedem Leser empfohlen wird. Es benötigt dazu keinerlei Vorkenntnisse etwa aus den Fachbereichen der Biologie. Jeder Laie kann mittels gezielter und systematischer Beobachtung die konkrete Freiheit als echte natürliche Regelmäßigkeit begreifen. Man reserviert sich dafür am besten ein paar Stunden oder gar einen ganzen Tag und geht in die Natur. Ideal ist es, wenn die dortigen Tiere möglichst nicht durch Menschen beeinflusst sind, sie also vor allem nicht etwa durch Fütterung unterstützt werden. Nun kommt es darauf an, bei allen zu Gesicht kommenden Wirbeltieren gezielt darauf zu achten, ob es irgendetwas gibt, das gegen ihre vollständige Bestimmung über sich selbst spricht. Es müsste also erkennbar sein, dass irgendeine Reaktion oder irgendeine Bewegung nicht durch die Entscheidung des betreffenden Tieres zum eigenen Nutzen entsteht, sondern von einem anderen Lebewesen erzwungen wird. Und als Ergänzung wäre das Schema der Einschränkung auch erfüllt, wenn die freie und somit selbstbestimmte Entfaltung des Tieres durch eine Krankheit oder Verletzung deutlich erkennbar reduziert ist.

Das Ergebnis einer systematischen Untersuchung ist immer gleich

Das Ergebnis dieser Untersuchung wird (in der realen Natur) immer gleich sein, egal wo auf dem Planeten sie durchgeführt wird. Es ist also völlig egal, ob die systematische Beobachtung etwa beim Wandern in Wäldern und an Flüssen jeglicher klimatischer Zonen oder beim Schnorcheln in tropischen Korallenriffen oder in sonstigen Gewässern stattfindet – die Regelmäßigkeit ist generell gleich vorhanden. Sie besteht darin, dass die Handlungen der beobachteten Individuen sämtlicher Spezies jeweils bis zu einem durchschnittlich weit gegen absolut gehenden Grad auf ihren eigenen Entscheidungen und der Entfaltung der ihnen angeborenen Merkmale zu ihrem eigenen Nutzen beruhen. Hinsichtlich dieses eigenen Nutzen ist eine Erweiterung auf den des eigenen Nachwuchses oder des jeweiligen Sozialgefüges möglich.

Umso öfter man solche praktischen und systematischen Untersuchungen durchführt, desto klarer wird es werden, dass es sich hier sicher nicht um irgendwelche Zufälligkeiten handeln kann, sondern dass die Freiheit tatsächlich stets der gemeinsame Nenner der Existenzen der verschiedenen Tiere und somit eben eine sehr zentrale Regelmäßigkeit in ihrem natürlichen Dasein ist.

Vor der systematischen Untersuchung in der realen Natur wird man vielleicht noch zweifeln, etwa weil man diffus annimmt, dass doch das Leben der Amsel im Wald irgendwie von den räuberischen Fressfeinden bestimmt sei und somit doch diese Raubtiere gewissermaßen die Handlungen der Amsel als potenzielle Beute bestimmen. Betrachtet man nun aber eine Szene, bei der eine reale Amsel von einer Wiese auffliegt und flüchtet, weil sie einen sich annähernden Habicht entdeckt, so wird es nichts geben, das gegen die absolute und eigennützliche Selbstbestimmung dieser Reaktion spricht. Der Habicht würde selbstverständlich eine völlig andere Reaktion der Amsel bevorzugen, aber er kann sie nicht herbeiführen, weil die Amsel im Zustand der Freiheit ist. Die Amsel hat also mit dieser Fluchtreaktion in ihrem eigenen Interesse zu 100 Prozent über sich selbst bestimmt.

Einschränkungen der Freiheit sind in der Natur nur winzige Randerscheinungen

Erst wenn man nun beobachten würde, dass der Habicht Erfolg hat und es schafft die Amsel zu greifen, dann wird damit tatsächlich eine Einschränkung ihrer Freiheit entdeckt. Denn nun befindet sie sich in der Gewalt des Fressfeindes und kann nicht mehr über sich selbst bestimmen. Allerdings kommt genau mit diesem Aspekt die äußerste Bedeutung der praktischen und systematischen Beobachtung in der Realität der Natur zutage: Nach einiger Zeit wird automatisch begreifbar, dass die Zeiträume dieser tatsächlichen Einschränkungen bis zum Eintritt des Todes in der Relation zu dem Zustand der Freiheit durchschnittlich verschwindend klein sind.

Diese Erkenntnis entsteht, wenn man vielleicht schon fast einen ganzen Tag durch die Natur gewandert ist, dabei tausende Vögel und andere Wirbeltiere beobachtet hat, aber immer noch keine Szene finden konnte, in der eines davon gerade in den Fängen eines Fressfeindes war. Das entsprechende Sterben verläuft in einem gesunden Ökosystem durchschnittlich so schnell, dass es nur einen winzig kleinen Bruchteil der Realität ausmacht.

Die Winzigkeit dieses Bruchteils lässt sich auch mathematisch nachvollziehen und dann wird klar, warum man bei der systematischen Beobachtung wahrscheinlich einen ganzen Tag durch die Natur gewandert ist und tausende frei entfaltete Vögel entdeckte ohne auch nur einen einzigen Vogel sterben zu sehen. Mit der Amsel als Muster zur Veranschaulichung könnte diese zum Beispiel nach einem Jahr im Zustand der Freiheit von einem Habicht erbeutet werden.

Wenn nun dieser Vorgang vom körperlichen Erstkontakt bis zum Eintritt des Todes zwei Minuten dauert, dann beträgt dieses Verhältnis 262.800 zu 1. Die Amsel hatte also 525.600 Minuten ihre Gesamtorganisation selbstbestimmt entfaltet und es gab nur zwei Minuten der Einschränkung dieser Entfaltung während des abschließenden Todeskampfes. Man müsste somit ein ganzes Jahr lang Tag und Nacht ununterbrochen die Augen auf die Amsel richten, um dann endlich zwei Minuten der Einschränkung ihrer Freiheit durch ein anderes Lebewesen sehen zu können.

Der Mensch konzentriert sich auf das Sterben, um die Freiheit auszublenden

Der Grund dafür, dass diese Winzigkeit der Einschränkungen der Freiheit und somit deren weit gegen absolut gehende Dominanz im ökologischen Gefüge aus dem System der Zivilisation heraus nicht als solche wahrgenommen werden, liegt in psychologischen Mechanismen, deren Behandlung im Kapitel „Verdrängung“ stattfindet. In der Ausprägung sehen sie zum Beispiel so aus, dass ein eher zufällig genau in den letzten zwei Minuten des Lebens der Amsel entstandenes Foto in einem Massenmedium präsentiert wird. Nun können dessen viele Nutzer die Szene quasi aus der realen Zeit herausgerissen betrachten und so eine unterbewusste Perspektive generieren, in der die Existenzen der Amseln nicht bis weit gegen absolut gehend von der Freiheit bestimmt sind, sondern davon durch Fressfeinde erbeutet und getötet zu werden.

Ein typisches Beispiel dieser künstlichen Realitätsverschiebungen betrifft die wohl jedem älteren Fernsehzuschauer bestens bekannten Szenen, in denen eine Gazelle von Löwen gejagt und getötet wird. Die meisten Fernsehkonsumenten etwa in Deutschland dürften alleine dadurch wohl seit Jahrzehnten den diffusen Eindruck im Kopf haben, dass die Existenzen der Gazellen in Afrika hauptsächlich darin bestehen müssten, von Löwen gejagt und getötet zu werden. In der Wirklichkeit aber ist das Verhältnis nicht anders als in der eben gezeigten Beispielrechnung mit der Amsel im heimischen Wald oder etwa mit den Fischen im Korallenriff. Auch die Gazellen befinden sich bis auf einen durchschnittlich winzigen Anteil ihrer Lebensspannen im Zustand der echten Freiheit.

Krankheit, Siechtum und Elend sind in der freien Tierwelt Seltenheiten

Wer die systematische und gezielte Untersuchung in der Realität der Natur ausgiebig durchgeführt hat, dem wird noch das zweite sehr wichtige Merkmal der dortigen zentralen Regelmäßigkeit der Freiheit deutlich geworden sein: Auch solche Einschränkungen der freien Entfaltung, die etwa durch Krankheit oder Verletzung entstehen, sind in der zeitlichen Relation zur freien und gesunden Entfaltung in einem intakten Ökosystem durchschnittlich so winzig klein, dass sie ebenfalls nur selten entdeckt werden können.

Konkret bedeutet dies also, dass man in der ganztägigen Wanderung durch die Natur unter Tausenden bezeugten Wirbeltieren vielleicht allenfalls mal ein oder zwei Exemplare finden konnte, die in dieser Hinsicht wirklich eingeschränkt wirkten. Auch hier ist es wieder so, dass dieses Ergebnis kein Zufall ist, sondern eines, das auf festen Regelmäßigkeiten beruht, die überall auf dem Planeten das Leben ordnen. Man müsste also auch stundenlang im Korallenriff schnorcheln um dann vielleicht mal einen oder zwei solcher in ihrer Entfaltung eingeschränkten Fische zu finden. Und so ist es ebenfalls mit den Gazellen in Afrika, den Fröschen am heimischen Tümpel und jeglichen anderen Wirbeltieren auf dem gesamten Planeten.

Ursächlich dafür, dass die Einschränkungen der freien Entfaltung durch Krankheit und Verletzung regelmäßig verschwindend klein sind, ist ein weiterer zentraler Mechanismus der Natur, den man am besten mit dem Begriff der „Straffheit“ bezeichnen kann. Diese sorgt dafür, dass jegliche entsprechende Einschränkung der freien Entfaltung durchschnittlich so schnell durch den Tod beendet wird, dass in der Folge alles Elend und Leid in der Natur nur winzig kleine Randerscheinungen sind. Und auch das ist also einer der Gründe dafür, dass der Beobachter eben regelmäßig fast ausschließlich nur die gesunde und freie Entfaltung sehen kann, egal wo auf der Erde er in die belebte Natur hineinschaut.

Die Straffheit der Natur wirkt nicht gegen die Freiheit, sondern sichert sie ab

Auf den ersten Blick könnte jetzt vielleicht die Annahme entstehen, dass diese enorme Straffheit dann ja bewirken müsse, dass zum Beispiel die bei dem Spaziergang beobachteten Fische oder Vögel unter einem ständigen Druck existierten, der erst recht ihre Freiheit als Individuen einschränke. Dies ist aber nicht der Fall. Denn solange das Lebewesen gesund und im Vollbesitz seiner Bestimmung über sich selbst ist, solange werden seine über die vielen Millionen Jahre der Evolution entstandenen Merkmale vollständig entfaltet und das Bestehen des vermeintlichen Druckes ist sogar ein sehr wichtiger Teil dieser Entfaltung.

Das kann man sich zum leichteren Einstieg hilfsweise so ähnlich vorstellen, wie bei einem sehr fähigen und leidenschaftlichen Motorradfahrer. Er fährt zwar mit hoher Geschwindigkeit, aber auch mit größter Präzision durch die Kurven. Die Gefahrengrenze liegt dabei ständig nur wenige Zentimeter von ihm entfernt und jeder noch so kleine Fehler könnte zu seinem sofortigen Tod führen. Aber auf Anfrage wird er immer sagen, dass es genau diese Zeitspannen sind, in denen er sich als vollständig frei entfaltet empfindet, und dass es keinen Zustand gibt, in dem er seine Existenz mehr genießen könnte.

Und so beherrscht also auch ein freies und gesundes Wirbeltier im System der Natur durch die Entfaltung seiner evolutionären Merkmale in ständiger Selbstbestimmung etwa jene alltäglichen Gefahren, die von den Fressfeinden ausgehen. Das Immunsystem und andere Einrichtungen seines Körpers erwehren sich mit ausreichendem Erfolg der unzähligen in der Umwelt oder gar auf und in ihm existierenden Parasiten. Der Organismus ist angepasst an Temperaturen, Feuchtigkeit und alle anderen klimatischen Faktoren des Lebensraumes.

Wenn dieses selbstbestimmte und somit freie Leben nicht mehr möglich ist, dann wird es in der Regel zügig enden, bevor langes Siechtum, Leid und Elend entstehen können. Dabei ist es aber für das richtige Verständnis äußerst wichtig, zu beachten, dass es in der Natur keinerlei dem Individuum übergeordnete Systematik gibt, die dieses Ende in irgendeiner Weise bestimmt. Sondern zur richtigen Einordnung des Zusammenhanges muss die Betrachtung genau umgekehrt werden. Hierzu kann man sich als Verständnisbrücke vorstellen, dass die Freiheit als Zustand der selbstbestimmten Entfaltung quasi das Leben ist. Und wenn sie, also die Freiheit, aufhört, dann endet eben auch das Leben.

Das Erkennen der regelmäßigen Freiheit anhand der Insekten

Wer die empfohlene Untersuchung in der Realität durchgeführt hat, der wird nun also schonmal anhand der Wirbeltiere ein gutes Gespür für die zentrale Regelmäßigkeit der Freiheit in ihrer Existenz erlangt haben. Um darauf aufbauend die Erkenntnis auch auf den Gesamtzusammenhang der Natur zu erweitern, benötigt es etwas mehr Aufwand, weil die Dinge schon in den Reichen der Insekten und Weichtiere viel komplizierter werden. Und erst recht gilt dies für die Pflanzen, die Pilze und die Mikroorganismen.

Das aber bedeutet keineswegs, dass die Freiheit bei diesen Formen des Lebens nicht die zentrale Regelmäßigkeit wäre. Sie ist es auch bei ihnen, völlig egal um welche Spezies es geht. Um das hier noch mal ein wenig weiter zu führen, eigenen sich die Insekten und somit die mit weitem Abstand größte Fraktion innerhalb des Tierreiches.

Dass das Erkennen der Regelmäßigkeit der Freiheit bei den Insekten nicht ganz so leicht ist wie bei den Wirbeltieren, liegt vor allem daran, dass von ihnen eine so große Vielzahl existiert, dass der ebenfalls winzige Anteil der Einschränkungen entsprechend viel öfters entdeckt werden kann. Erst in der mathematischen Reflexion zeigt sich, dass es im Grunde keinen wesentlichen Unterschied gibt, was die bis weit gegen absolut gehende Dominanz der Freiheit angeht.

Der an einem Teich sitzende Beobachter könnte zum Beispiel den Blick auf die am Ufer aufgezogenen Spinnennetze richten. Er sieht dann vielleicht viele Eintagsfliegen, die sich darin verfangen haben. Und nun denkt er, dass bei dieser Art ja wohl regelmäßig ein sehr schlechtes Verhältnis zwischen der selbstbestimmten freien Entfaltung und dem von einem Fressfeind verursachten Sterbeprozess liegen müsse. Aber er würde dabei einer Täuschung unterliegen.

Auch die Eintagsfliegen sind bis weit gegen absolut gehend frei

Der Lebenszyklus der Eintagsfliegen enthält ein Larvenstadium, das je nach Spezies von einem bis vier Jahren andauert. Diese Larven besitzen Beine und führen im Wasser ein selbstbestimmtes und im Übrigen auch sehr aktives Leben. Sie jagen und sammeln, weichen Fressfeinden aus und tun eben das, was sonst noch zur freien Entfaltung der evolutionär entstandenen und ihnen angeborenen Merkmale dazugehört. Sogar wenn ein solches Tier dann später nach der Metamorphose als nun geflügeltes Exemplar noch eine halbe Stunde im Spinnennetz verheddert lebt, bevor die Spinne es tötet oder die Anstrengung den Organismus kollabieren lässt, so würde das Verhältnis bei einem insgesamt zweijährigen Individuum immer noch 35.040 zu 1 zugunsten der freien Entfaltung liegen.

Ein recht niedriger Wert, dessen Durchschnitt allerdings von jenen noch viel zahlreicheren Exemplaren, die in Sekundenschnelle etwa von Vögeln oder Fledermäusen getötet werden, in die Höhe geht. Und ganz ähnlich ist es auch mit anderen Fluginsekten, deren offensichtlicher und relativ langer Sterbeprozess in einem Spinnennetz einem nicht systematisch vorgehenden Beobachter besonders auffällt, während sich die allermeisten ihrer Artgenossen – bei den Eintagsfliegen mitunter mehrere Millionen auf einem Hektar – derweil in der Umgebung in oft sehr großer Zahl frei entfalten und deren Tod, falls sie etwa von Schwalben erbeutet werden, fast blitzartig schnell kommt.

Auch für Fliegen, Bienen, Wespen und Käfer liegt also die gegen ihre freie Entfaltung gerichtete Wirkung der räuberischen Fressfeinde in einem sehr weit gegen null gehenden Bereich. Und diese Feststellung lässt sich für den unbestechlichen Beobachter, der also nur die Wirklichkeit beachtet, auf alle Tiere übertragen.

Verfälschungen und Irrtümer rund um die staatenbildenden Ameisen, Beispiel 1: Die Blattläuse sind keine “Milchkühe”

Für Verwirrung bei dem Verständnis der Freiheit als zentrale Regelmäßigkeit der Natur können bestimmte Fehlinformationen über einige Verhältnisse unter Beteiligung staatenbildender Ameisen sorgen, die deswegen hier beleuchtet werden. Recht einfach ist die Auflösung zu dem Irrtum, dass doch einige Ameisenarten Wurzelläuse und Blattläuse „halten“ und „melken“ würden, somit also die Läuse sich nicht im Zustand der Freiheit befänden.

Tatsächlich sind es die Läusearten selbst, welche sich vor oft schon vielen Millionen Jahren darauf spezialisiert haben, die Ameisen mittels für sie selbst nutzloser Fäkalien gezielt anzulocken, um sich so Vorteile in Form aggressiver Leibwächter, Umträger oder sogar Winterwirte zu sichern. In der Fachwelt der Insektenforscher spricht man auch nicht vom „halten“ der Blattläuse durch die Ameisen, sondern vom „besuchen“.

Es geht hier also auch keineswegs um „Milch“ und um wirkliches „Melken“. Aber diese Irreführung macht schnell deutlich, warum zumindest unter den Laien trotzdem massenhaft und auch sehr eifrig davon geschrieben und gesprochen wird, dass die Blattläuse gemolken und gehalten würden: Es handelt sich um den Versuch die Perversion der vor ein paar Jahrtausenden begonnenen Gefangenhaltung der „Milchkühe“ zu legitimieren. Deren Milch ist keine für sie nutzlose Fäkalie, mit der sie die Menschen anlocken, sondern sie ist in der Frühgeschichte der Säugetiere vor über 200 Millionen Jahren zu dem einzigen Zweck entstanden, die eigenen Jungtiere zu nähren. Und die Milchkühe sind auch darüber hinaus sehr weitreichend und lebenslang ihrer Freiheit beraubt worden.

Verfälschungen und Irrtümer rund um die staatenbildenden Ameisen, Beispiel 2: Die “Sklavenameisen” sind keine wirklichen Sklaven

Ein anderes Beispiel der Irreführung rund um staatenbildende Ameisen betrifft die Beziehungen sogenannter „Sklavenhalterameisen“ und “Sklavenameisen”. Diese werden als eine Form des Sozialparasitismus definiert, wobei sich die Tendenz der Fachwissenschaftler mittlerweile in Richtung einer sehr komplexen, ebensfalls viele Millionen Jahre alten obligatorischen Symbiose zwischen den immer gleichen Spezies bewegt. Es geht darum, dass die Soldaten bestimmter Ameisenarten die Völker anderer stets ganz bestimmter Ameisenarten überfallen um deren Puppen zu rauben. Diese werden dann in das eigene Volk integriert und sorgen dort für die Pflege des Nachwuchses der Königin. Dass hierbei trotzdem keine wirkliche Einschränkung der Freiheit stattfindet, liegt zunächst daran, dass die Entfaltung der betroffenen Arbeiterinnen in ihrem eigenen Volk praktisch genauso verlaufen wäre, indem sie – entsprechend ihrer angeborenen Merkmale und Bedürfnisse – für den Nachwuchs gesorgt hätten.

Dass das Thema es in der öffentlichen Wahrnehmung nicht so weit gebracht hat wie die berühmte Irreführung rund um die Ameisen-Blattlaus-Beziehung hat mehrere Gründe. Einer davon liegt in der Aufklärung durch den weithin als kompetentester aller Experten rund um das Phänomen der sogenannten Sklavenhalterameisen anerkannten Evolutionsbiologen Edward O. Wilson. Er hatte bereits 1975, nach langjähriger Beobachtung verschiedener Arten auf mehreren Kontinenten, in seiner Zusammenfassung unter dem Titel „Slavery in Ants“ etwas dokumentiert, das die Annahme eines Sklavendaseins im Sinne des Wortes sinnlos macht: Die vermeintlichen Sklavenameisen sind nämlich nicht nur vollständig in das Sozialgefüge des Volkes der Sklavenhalterameisen integriert und entfalten dort ihre evolutionären Merkmale. Sondern sie besitzen in der sozialen Rangfolge einen Status, der mindestens auf gleicher Höhe, oft aber sogar über dem jener Soldaten liegt, die sie einst als Puppen geraubt haben.

Es handelt sich also allenfalls um eine Form der Zwangsadoption. Und verglichen mit der Existenz der Arbeiterinnen in dem originalen Volk, ist somit die Abhaltung von der Entfaltung der evolutionären Merkmale und die Selbstbestimmung entweder gar nicht, oder wenn, dann wieder nur in einem sehr weit gegen null gehenden Ausmaß gegeben.

Auch die Untersuchung der Pflanzen und Mikroorganismen führt zu dem immer gleichen Ergebnis

Die bis hierhin gezeigten Zusammenhänge sind für die kompakte Skizzierung des Themas der regelmäßigen Freiheit ausreichend. Eine noch weitergehende Behandlung bis in die Bereiche etwa der Pflanzen oder der Mikroorganismen würde den Rahmen dieses Magazins sprengen, weil die Dinge dort noch komplizierter und ihre Reflexion entsprechend aufwändiger werden. Es sei aber hier versichert, dass sich an der immer gleichen Regelmäßigkeit auch dort in keiner einzigen Spezies etwas ändert. Das durchschnittliche Individuum der jeweiligen Art befindet sich also immer bis weit gegen absolut gehend im Zustand der Freiheit. Dass der Selbstbestimmung bei anderen Lebensformen keine solchen kognitiven Entscheidungen zugunde liegen, wie es bei Tieren der Fall ist, sondern andere Formen der Reaktionsentstehung, ist dabei nicht relevant.

Eine ausführlichere Behandlung der Freiheit als die zentrale Regelmäßigkeit der Natur findet in den Büchern „Die verdrängten Gesetze der belebten Natur“ und „Der Goldene Frühling“ statt. Aber auch die im hiesigen Journal unter der Rubrik „Evolution“ behandelten Gesetzmäßigkeiten und Mechanismen hängen eng mit dieser Regelmäßigkeit zusammen und sind zur Vertiefung empfohlen. Es geht dabei praktisch um das mechanische Fundament der anhand der Tiere so klar und deutlich beobachtbaren Freiheit.

Fazit:

Besonders anhand der Wirbeltiere kann schon der Laie leicht selbst beobachten, dass die Freiheit im Sinne des Wortes, also die selbstbestimmte Entfaltung des Individuums, bei allen Spezies eine zentrale natürliche Regelmäßigkeit ist. In der Realität der Natur (abseits der Wirkungen des neolithischen Menschen) lässt sich kein Ansatz irgendeiner Form von dauerhafter Unterwerfung zwischen den verschiedenen Arten nachweisen. Darüber hinaus ist auch der Anteil solcher Individuen, die etwa durch Krankheit oder Verletzung in ihrer selbstbestimmten Entfaltung eingeschränkt sind, über alle Arten der Wirbeltiere hinweg stets eine relativ minimale Randerscheinung, weil schon kleine Abweichungen vom Zustand der Freiheit – ebenfalls regelmäßig – zum durchschnittlich zügigen Absterben führen. Der Blick in das Reich der Insekten zeigt, dass die Regelmäßigkeiten der Freiheit keineswegs nur bei den Wirbeltieren vorhanden sind. Und eine noch weitergehende Betrachtung lässt erkennen, dass die Freiheit sogar bei allen Lebensformen die zentrale Regelmäßigkeit des Daseins ist, auch wenn dazu dann die tieferen evolutionären Mechanismen einbezogen werden müssen, welche in der Rubrik „Evolution“ beleuchtet werden: s.: Evolution